Nach dem Erfolg des ersten Pfadfinderlagers auf Brownsea Island erwirkte BiPi bei König Edward VII seine Pensionierung von der Armee und schrieb das seit langem geplante Buch "Scouting for Boys" ("Pfadfinden für Jungen"). Das Buch erschien Kapitel für Kapitel in der Zeitschrift "The Scout" ("Der Pfadinder"). In diesem Buch schildert BiPi seine Erlebnisse in Indien und Afrika, gibt praktische Tips zum Leben in der Natur, regt Jugendliche an, ihre Freizeit selbst zu gestalten und ihre Fähigkeiten spielerisch zu schulen.

BiPi entwickelte und verbreitete die Pfadfinderkluft, einen breitkrempigen Hut, ein khakifarbenes Hemd und ein Halstuch. Diese Kluft erfüllte zwei Funktionen: erstens konnten sich die Pfadfinder so untereinander erkennen und ein Identitäts- und Gruppengefühl entwickeln und zweitens wurden so die an der Kleidung erkennbaren Unterschiede der sozialen Herkunft verdeckt (im frühen zwanzigsten Jahrhundert war die Kleidung und die soziale Stellung einer Person immens wichtig), so dass sowohl adlige Jugendliche als auch welche aus ärmeren Schichten bei den Pfadfindern ohne gesellschaftliche Unterschiede zusammen sein konnten.

In England gründeten sich immer mehr kleine Pfadfindergruppen und als BiPi 1909 eine Reise nach Chile unternahm begegnete er dort Pfadfindern. Diese hatten "Scouting for Boys" gelesen und verfolgten die Idee der Pfadfinderei mit Hilfe dieses Buches. 1909 wählte BiPi St. Georg zum Schutzpatron der Pfadfinderbewegung, da er unter den Heiligen der einzige Ritter war. Religiosität und Ritterlichkeit waren BiPi wichtige Inhalte seiner Jugendarbeit. Ebenfalls 1909 fanden mehrere Pfadfindertreffen in England statt, u.a. eines im Londoner Kristallpalast. Dort begegnete BiPi Mädchen in Pfadfinderkluft, die sich ihm als "Girl Scouts" vorstellten. Damals war Koedukation (die gemeinsame Erziehung von Jungen und Mädchen) noch nicht üblich, weshalb BiPi für die Mädchen eine eigene Organisation gründete. Er nannte die weiblichen Pfadfinder "Girl Guides" (guide = sachkundiger Führer).

1912 traf BiPi auf einer Weltreise Olave St.Claire. Sie war damals 22 Jahre alt, also 33 Jahre jünger als BiPi. Trotzdem heirateten sie und Olave war bald so begeistert von der Pfadfinderidee, dass sie 1916 die Führung der Girl Guides übernahm.

Immer mehr jüngere Kinder wollten auch, wie ihre Geschwister, zu den Pfadfindern. Angeregt durch das Dschungelbuch von Rudjard Kipling (dieser hatte auch "Kim" geschrieben) gründete BiPi die Wölflingsstufe. Die Wölflinge sollten wie Mowgli im Dschungelbuch ihre Umwelt spielerisch kennenlernen. Mit diesen getrennten Altersstufen sollten Pfadfinder und Wölflinge ein ihrem Alter gemäßes Programm erhalten. 1919 wurde die Roverstufe ("Rover" = "Kundschafter") gegründet. Die Wölflinge waren bis elf Jahre alt. Die Pfadfinder waren von zwölf bis neunzehn Jahre und die Rover von neunzehn bis 21 Jahre alt.

1919 wurde den Pfadindern von einem schottischem Landedelmann der Gilwellpark bei London geschenkt. Dieser dient seitdem als Ausbildungsplatz für die "scoutmaster" (Pfadfinderführer). Pfadfinderführer, die dort ihre Ausbildung erfolgreich abschließen erhalten bis heute zwei Holzstückchen, die an einem Lederband um den Hals getragen werden dürfen. Die ersten dieser Holzstücke stammten von einer Halskette, die BiPi vom Zulu-Häuptling Dinzulu in Afrika geschenkt bekommen hatte.

1920 fand das erste Jamboree in der Londoner Olympia Hall statt. Ein Jamboree ist ein internationales Pfadfindertreffen, das bis heute alle vier Jahre in immer anderen Ländern der Welt stattfindet. BiPi wurde auf diesem ersten Jamboree zum "Chief Scout of the World" ("Weltpfadfinderführer") ernannt. Seiner Frau, Olave Baden-Powell, wurde der Titel "Chief Guide of the World" ("Weltpfadfinderinnenführerin") 1930 gegeben.

1922, fünfzehn Jahre nach dem ersten Lager, hatte die Pfadfinderbewegung in 32 Ländern bereits über eine Million Mitglieder. In diesem Jahr wurde das zwölfköpfige Weltkomitee, die Weltkonferenz und das internationale Büro der Pfadfinder gegründet. Die "Girl Guides", unter der Leitung von BiPis? Frau Olave Baden-Powell, hatten großen Zuwachs. 1922 und 1927 erhielten die weiblichen Pfadfinder Foxlease und Waddow Hall, wie die "Boy Scouts" den Gilwell-Park, als Ausbildungszentren.

1929 wurde BiPi vom König zum Lord geadelt. Fortan durfte er sich Robert Stephenson Smyth Baden-Powell Lord of Gilwell nennen. Mit 81 Jahren verabschiedete sich BiPi auf dem 1937 in Holland stattfindenden Jamboree aus der aktiven Pfadfinderei. Anschließend zog er nach Kenia, wo er sich in der Nähe der Stadt Nyeri ein Haus gebaut hatte.

In seinem letzten Brief an die Pfadfinderinnen und Pfadfinder dieser Welt schreibt BiPi: "Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt." Am 8. Januar 1941 starb BiPi in Kenia.

Der Grabstein zeigt das Zeichen der Boy Scouts, die Lilie, und das Zeichen der Girl Guides, das Kleeblatt. Der Kreis mit dem Punkt ist eines der internationalen Pfadfinderzeichen (Bantus) und bedeutet: "Ich habe meinen Auftrag erfüllt und bin nach Hause gegangen."

Tipp zum Weiterlesen: Walter Hansen "Der Wolf, der nie schläft. Das abenteuerliche Leben des Lord Baden-Powell" (Bundeskämmerei).

© by Isa

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